Anmerkungen zu meiner Kritik an einigen Ausprägungen von Geomantie und Feng Shui
Text von
Gerd-Lothar Reschke
Im ersten Beitrag zu Geomantie und Feng Shui hatte ich mich sehr kritisch gegen eine kopierende und imitierende Übernahme von Ansätzen und Paradigmen dieser Überlieferungen ausgesprochen. Von dem, was dort geschrieben steht, brauche ich keine Abstriche zu machen, denn unreflektierte Nachahmung — vor allem wenn sie mit ungeklärten Annahmen und unverifiziertem, mystisch-magischem Hörensagen einhergeht — ist und bleibt kontraproduktiv, gerade da, wo es um Scharfsinn, eigenes Beobachten, unabhängiges Denken und das Heranbilden eigenständiger Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit geht. Nachträglich ist mir aber klargeworden, daß, wenn das allein so stehen bleibt, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Eine rein skeptisch-rationalistische Sicht läßt uns da enden, wo wir vorher schon standen — hinzu kommt (das habe ich bei mir beobachten können), daß Ablehnung leicht dazu tendiert, sich insgesamt neuen Einflüssen zu verschließen, bevor etwas Neues aufgenommen werden kann. (Man sagt ja bekanntlich auch mit Recht, vorzeitige Ablehnung hätte oft genau diesen Zweck, nicht umdenken zu müssen.)
Erst infolge dieser Auseinandersetzung und Nachforschung ist mir die folgende entscheidende Einsicht gekommen: Es gibt gar nicht die Geomantie und das Feng Shui.
Wer sich gegen Geomantie oder Feng Shui als Ideologien zu stellen versucht, der jagt Gespenster! Es gibt auch nicht die Geomanten oder die Feng-Shui-Berater. Vielmehr handelt es sich um ein offenes Feld, wie es offener gar nicht sein könnte — und viele anderen Bereiche, sei es in Politik, sei es in Wissenschaft oder Religion, könnten enorm viel davon lernen, wie gut es ist, eine Thematik leicht, weit, offen und mit luftiger Vielfalt anzugehen, bei der ein riesiges Spektrum von unterschiedlichsten Mentalitäten, Denkweisen, Herangehensweisen und Charakteren zum Zug kommt.
Gerade so ist es hier der Fall, zumindest in dieser Phase, wo alles erst im Entstehen begriffen ist. Das zeigt z.B. ein Blick ins Magazin Geomantie, Feng Shui, Hagia Chora — Forum für Geomantie. Dort schreibt der renommierte Autor Marko Pogacnik in seinem Beitrag
Dialog mit dem Genius Loci:
Wahrnehmung ohne Messungen
Die moderne Geomantie versucht dagegen, das Bewußtsein des Menschen für die Mehrdimensionalität der Wirklichkeit zu öffnen, indem alternative Möglichkeiten der Wahrnehmung entwickelt und den Interessierten zur Erfahrung angeboten werden. Marko Pogacnik
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Niemand muß also etwas glauben und niemand muß Wünschelruten benutzen oder relevant finden. Natürlich kommen in einem diffusen, nichtrationalen Bereich viele unterschiedlichen Denkweisen vor — das habe ich mit meinem puristischem Wissenschaftsethos wohl allzu schnell als Nachteil genommen, und dann wird man leicht starr.
Ich mag es nicht, wenn pseudowissenschaftlich dahergeredet wird, als sei man in einem physikalischen oder ingenieurtechnischen Kolloquium — nur um dem zweifelnden Verstand eine Scheinsicherheit vorzugaukeln. Entsprechendes Geschwätz bei sogenannten Esoterik-Messen stieß mich schon lange ab, wo immer sehr schnell von Energien, Strömungen, Heilstrahlen, Elektrosmog etc. gefaselt wurde. Es geht aber auch anders. Das will ich hier versuchen. Ich werde im
dritten Beitrag zu Geomantie und Feng Shui "Klar Schiff" machen und mich an das halten, was jeder nutzen kann, und ich werde auch nicht davor zurückschrecken, die Traditionen entsprechend auszuschlachten und für die benötigten praktischen Zwecke zu funktionalisieren — eben weil es keine Glaubensbekenntnisse und Heilslehren sind, sondern nützliches Wissen, das angewendet muß.
Wer so vorgeht, trägt auf seine Weise zu diesem Wissen bei. Und deshalb verstehe ich mich genau so als Mitarbeiter und Beitragenden zu diesen neuen Ansätzen, wie es andere auch tun. Und wenn genügend viele Menschen in diesem Geist weiterforschen und sich austauschen, dann wird hier auf breiter Front etwas sehr Wichtiges entstehen, von dem alle, sowohl die Gestaltenden und Bauenden, als auch die davon alltagspraktisch betroffenen Bewohner und Stadtbürger profizieren können. Nicht mehr — und nicht weniger — ist beabsichtigt.
— Gerd-Lothar Reschke —
6.8.2002
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