Editorial
Von Gerd-Lothar Reschke
Wahrnehmen – Gestalten – Bauen, diese Begriffe sind hier Programm:
- Der wichtigste Punkt und die Voraussetzung für alles weitere ist Wahrnehmen. Damit ist gemeint: Wahrnehmen, also Sehen, Fühlen, Spüren, das Erfassen mit all unseren Sinnen ist der primäre Ausgangspunkt für unsere Auffassung von Gebäuden und Anlagen. Ist das nicht selbstverständlich? Nein. Denn was immer wieder passiert, ist ein Verkleben unserer Sinne durch Vorstellungen, Gedanken, Konzepte und intellektuelle Bezugnahmen, die sich zwischen uns und die Wirklichkeit unserer Wahrnehmung schieben.
Unsere Sinne wieder unvoreingenommen zu öffnen und das Offen-Sichtliche wieder unverstellt zu registrieren, darum soll es hier gehen. Das ist wichtiger als alles Nachdenken und Bezugnehmen anhand von Gelerntem, Gespeichertem, Gewußtem.
- Aus dem soeben Gesagten ergibt sich Gestalten ganz spontan, ganz natürlich, denn da ist es noch unbefangen, noch "unschuldig". Für das Knowhow des Gestaltens werden hier sowohl zahlreiche Anschauungsbeispiele als auch das notwendige Hintergrundwissen geliefert werden.
- Auch das Bauen kann sich und soll sich nach natürlichen Erfordernissen entwickeln, obwohl hier sicherlich immer viele, auch sehr komplexe, Faktoren hereinspielen. Dennoch ist es unmöglich, "ohne Ideen" zu bauen — die Frage ist immer nur, ob diese Ideen Qualität haben. Es ist wichtig, hierfür den Blick zu schärfen. Dazu werden Beispiele gegeben werden. Der Vorteil solcher Beispiele besteht darin, daß bereits Geschaffenes, das charakteristische Schwächen aufweist, bei der nächsten Realisierung nicht mehr nachgeahmt zu werden braucht, wohingegen immer Bedarf besteht, gute Anstöße aufzugreifen und in neuen Projekten zu realisieren.