Wasserläufe und Brunnen – mit Anschauungsbeispielen der Münchener Innenstadt
Text und Fotos von Gerd-Lothar Reschke
Wasser ist für den Kraftfluß in Städten und anderen Anlagen oder Örtlichkeiten von wesentlicher Bedeutung. Dies zeigt sich bereits daran, daß Städte wie Venedig, Amsterdam, London, Paris, New York, Hamburg oder München, die entweder an wichtigen Wasserläufen gelegen sind oder bei denen Wasserläufe wesentlich ins Stadtbild integriert sind, über lange Epochen erblühten und sich immer wieder wie aus einem heimlichen Jungbrunnen regenerierten.
Unter diesem Aspekt möchte ich nun Anschauungsbeispiele für die Stadt München liefern. Daß München an der Isar liegt, ist bekannt, aber genau diese recht banale Tatsache ist es nicht, die hier Ausgangspunkt sein soll, denn die Isar allein würde bei weitem nicht die Wirkung des Wassers erzielen, die hier anzutreffen ist. Richtig interessant wird es erst, wenn wir erfahren, daß erhebliche Anteile des Isarwassers beiderseits des ursprünglichen Flußlaufs in die Stadt abgeleitet werden und dort einerseits unterirdisch, andererseits oberirdisch das bebaute Gebiet energetisch durchströmen, aufladen und erfrischen. Das gilt sogar für den inneren Stadtkern, wo unter den Straßen erhebliche Wassermengen hindurchfließen.
Eisbach (mit Surfer), Lerchenfeld-/Prinzregentenstraße,
Ausfluß zum Englischen Garten
Durch den vitalen, kraftvoll einschießenden Wasserstrom wird dieses Gebiet energetisch aufgeladen und vermag seine wohltuende und ausgleichende Wirkung zu entfalten. Außerdem treffen wir ein ganzes in sich verzweigtes Geflecht von Wasserläufen und Kanälen an, das den gesamten Park und weitere anliegende Stadtgebiete durchzieht, so daß großere Areale und natürlich die dort lebenden oder sich aufhaltenden Menschen von der vitalisierenden Wirkung des Wassers profitieren können. Das folgende Bild zeigt den Grundriß der Wasserführung — davon übrigens nur einen Ausschnitt; der Rest verläuft unterirdisch durch die Innenstadt:
Plan der Parkanlagen, mit Wasserläufen
Zum Glück gehen die Stadtplaner dazu über, nach und nach weitere Teile des Kanalsystems offenzulegen. Das Bild rechts zeigt ein Beispiel hierfür: den Wasserlauf entlang der Bayerischen Staatskanzlei. Ironischerweise gaben hier aber nicht ästhetische oder gar energetische Aspekte den Ausschlag, sondern ganz einfach die sogenannte "Sicherheitslage": Man argumentierte, durch den burgartigen Wassergraben vor der Hauptfassade würde es schweren Fahrzeugen, die man sich mit Sprengstoff beladen vorstellte, wesentlich erschwert, näher heranzukommen.
Insgesamt profitiert München aber erheblich durch die üppige Verwendung des Elements Wasser im Stadtbild. Die durchströmenden Wassermengen sorgen an einer Vielzahl von Plätzen für eine Belebung und Harmonisierung
Springbrunnen am Stachus, Fußgängerzone
Auch hier haben wir ein Beispiel für die Kräftigung eines Ortes durch kräftige Wasserwirkung vor uns. Der Brunnen wirkt, zusammen mit dem konzentrischen Vorplatz, wie ein Energiegenerator, der den östlich anschließenden Fußgängerbereich auflädt. Dabei verstärkt die Fokussierung durch das Karlstor den Kraftfluß noch zusätzlich, zusammen mit der Tatsache, daß sich das Gelände leicht nach unten absenkt und eine sanfte Linksbiegung vollzieht.
Wittelsbacher Brunnen, Lenbachplatz
Weitere typische Beispiele für kräftigende und belebende Brunnenanlagen stellen der Wittelsbacher Brunnen am Lenbachplatz sowie der Neptunbrunnen in der Elisenstraße dar,
Brunnen in der
Buchhandlung Hugendubel
am Stachus
Wir haben hier zugleich auch ein gutes Anschauungsbeispiel für die Interaktion von Kraft und Aufmerksamkeit vor uns: Die trockene, verstandesorientierte Raumatmosphäre wird durch den Einsatz lebendig fließenden Wassers harmonisiert; Ermüdungserscheinungen wird entgegengewirkt; wer sich hier aufhält, wird sich, vielleicht auch ohne es bewußt zu merken, erfrischt und zugleich angenehm entspannt fühlen.
— Gerd-Lothar Reschke —
3.10.2003
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